Welchen Tag haben wir?
Wie oft habe ich mich das schon gefragt, seitdem ich Mama bin. Die Zeit fließt nur so dahin. Manchmal fließe ich bewusst mit ihr mit, aktuell fließt sie eher an mir vorbei.
Der Grund, warum ich gerade diesen Text verfasse, ist eigentlich gar nicht so sehr das Thema Zeit im Familienalltag, sondern eigentlich ein Telefonat, was ich mit Sorina (18) hatte, die ich bis heute noch gar nicht kannte. Sie kam 2008 aus Rumänien nach Deutschland. Während unseres ersten Telefonats miteinander, erzählte sie mir eine Geschichte, die mich etwas zum nachdenken brachte: In der zweiten Klasse konnte sie nicht mehr als „ja“ und „nein“ sagen, dennoch hatte sie es damals geschafft sich mit einer anderen Klassenfreundin zu verabreden. Zu ihrem Erstaunen hat diese ihren Terminkalender gezückt, als sie gemeinsam eine Zeit für ihr Spieldate ausmachen wollten. Diese Erfahrung war ganz neu für Sorina. „In Rumänien ist man zum Haus der Freundin oder des Freundes gelaufen, hat geklopft und wenn die Freunde da waren, hat man gespielt und wenn nicht, hat man es zu einem anderen Zeitpunkt wieder versucht.“, erzählte Sorina. Genau so kenne ich das auch aus meiner Kindheit.
Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass nicht jeder Grundschüler einen eigenen Terminkalender hat, aber dennoch gibt dieses Ereignis mit der Zweitklässlerin und ihrem Terminkalender wieder, was in dieser Gesellschaft so schief zu laufen scheint:
Wir werden schon so früh wie möglich darauf getrimmt unsere Zeit effizient und gut einzuteilen, sodass wir zu „funktionierenden“ Bürgern einer Gesellschaft heranwachsen, die ihre Arbeit leisten und ihre Steuern zahlen. Das geht spätestens in der Schule los. Diese nimmt soviel Zeit ein, dass man kaum Freizeit hat. Muss das wirklich sein? Ich weiß, dass ich meine Meinung hier gerade ziemlich zugespitzt formuliere, aber ich habe einen Grund dafür. Ich fühle und beobachte eine ganz furchtbare Entwicklung in Deutschland, die sich langfristig zu einer großen Last auf den Schultern der kommenden Generationen entwickeln wird. Kinder werden zu Erwachsenen geformt, die sich nicht die Zeit nehmen, um herauszufinden, wer sie wirklich sind und was sie vom Leben erwarten. WIR verlernen es zu hinterfragen, uns auch mal die Zeit dafür zu nehmen, nichts zu tun und das auch wirklich bewusst zu genießen. Ständig denken wir an die Dinge, die wir noch erledigen müssen, jetzt, wo wir doch Zeit haben. Wir verlernen bewusst im JETZT zu leben, den Moment zu genießen. Ich gehöre zu denjenigen, die sich ständig auf das hier und jetzt konzentrieren müssen. Mir fällt es sehr schwer, aber ich arbeite daran. Yoga hilft mir zum Beispiel dabei.
Apropros im hier und jetzt Leben…
Während ich das hier schreibe, klebt mein Sohn an meinem Hintern und versucht meine Hose auszuziehen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die hat er jetzt! Ciao.
Eure Esra P.
P.S.: Wenn ihr in Hannover noch auf der Suche nach einem tollen Yogakurs seid, dann kann ich euch den Kurs meiner lieben Yogalehrerin Lotte von http://www.flowzirkus.de empfehlen.
Kommentar verfassen