Vereinbarkeit – Wo bist du?!?
Wenn du glaubst, dass du auf dem Weg der Genesung bist, aber dein Kind dir in den Mund hustet!
„Ich bin der Typ Mensch, der kaum krank wird.“ – das konnte ich früher mal behaupten. Heute, als Mutter von einem Kleinkind, welches seit Anfang des Jahres zur Tagesmutter geht, sieht das mit dem Kranksein ganz anders aus. Selbst, wenn alle um mich herum damals krank waren, ich wurde nicht krank. Früher habe ich daran geglaubt, dass meine Gedanken dabei eine große Rolle spielen. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich einfach nicht krank werde. Das funktionierte gut – bis jetzt!
Seit Anfang des Jahres sind wir ständig krank und mit WIR meine ich: Meinen Sohn, meinen Mann, meine Schwester, meine Eltern und mich. Ein ewiges Ping-Pong-Spiel. Kaum geht es mir besser und ich sage meinen Kollegen im Büro „Das wars für dieses Jahr mit Kranksein“, geht der Spaß von vorne los. Seit Februar diesen Jahres arbeite ich zu meiner Selbstständigkeit zusätzlich in einem Angestelltenverhältnis. Die Arbeit macht Spaß, aber Arbeit, Kind und Eingewöhung unter einen Hut zu bekommen war nicht leicht. Ich habe mir das auch nie so schwer vorgestellt. Klar, ich wusste, dass es nicht einfach wird, aber dass ich an einigen Punkten so an meine Grenzen kommen würde, war mir nicht bewusst. (Zur Eigenwöhnung folgt übrigens noch ein eigener Blogbeitrag!)
Nun sitze ich Zuhause, bin krank, denke aber an meine Arbeit, die im Büro liegen bleibt. Ich weiß, dass Gesundheit vorgeht, aber ich kann halt nicht abschalten. Mein Kind ist ebenfalls krank und kann nicht zur Tagesmutter. Anstatt die Zeit mit ihm zu genießen, bin ich mit halben Kopf bei der Arbeit und habe ein schlechtes Gewissen auf gleich mehreren Ebenen. Zum einen, weil ich mich um mich und meinen Sohn nicht ausgiebeig kümmern kann, wenn ich mit den Gedanken bei der Arbeit bin und zum anderem, weil ich halt an die Arbeit denken muss, die liegen bleibt. Das darf doch nicht sein!
Natürlich bin ich selbst für meinen Gedanken verantwortlich, jedoch wäre ich doch entspannter, wenn es alternative Arbeitsmodelle gäbe, die den extremen Leistungsdruck auf ein gesundes Maß runterschrauben.
Wenn unsere Gesellschaft für das Thema einfach offener wäre. Teilzeitmodelle, die einfach gut bezahlt werden. Mit GUT meine ich so gut, dass ich ohne Mann, mich und mein Kind ernähren und ein würdevolles Leben führen kann. Wenn man sich für ein Kind entscheidet, dann möchte man auch Zeit mit seinem Kind verbringen. Beiden Elternteilen muss eine Teilzeitbeschäftigung schmackhafter gemacht werden. Wir leben leider immer noch in einer Gesellschaft, in der meistens die Frauen zu Hause mit dem Kind bleiben und später in eine Teilzeitbeschäftigung einsteigen, um am Ende in Altersarmut zu landen. Dabei gibt es so viele Väter die eigentlich auch mehr Zeit mit Ihren Kindern verbringen und nicht Vollzeit arbeiten möchten.
Warum ermutigt die Poltik nicht mehr zu solchen Familienmodellen? Warum sind Arbeitgeber nicht offen für weniger Arbeit bei gleich guter Bezahlung, wenn in kurzer Zeit auch gleich viel geleistet werden kann?
Es gibt gute Tendenzen auf Arbeitgeberseite, indem zum Beispiel immer mehr Unternehmen auch Homeoffice oder Kitas am Arbeitsplatz ermöglichen, aber insgesamt wird noch zu wenig getan oder nicht schnell genug gehandelt.
Muss man sich erst selbstständig machen, um DIE ideale Vereinbarkeit zwischen Kind und Job zu schaffen? Selbst das ist schwer und auch nicht für alle Selbstständigkeiten möglich.
So, jetzt hat Mutti Dampf abgelassen!!!
Ich bin jetzt einfach mal darauf gespannt, ob ihr gute Ansätze oder Gedanken zu diesem Thema habt.
Eure Esra
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